Linear B Renaissance

Vitim Kruglikov (+)

Dr. phil. Univ. Moskau

Renaissance der altgriechischen Silbenschrift „Linear B“

Die kalligraphische Malerei von Nikos Samartzidis entspringt – durch die Idee des “ kollektiven Gedächtnisses – dem Gedanken des „Kraftortes“ im Sinne der „Achsenzeit“ nach Jaspers…

Gerade in solchen „ Achsenzeiten “ entstanden diese „Kraftorte“, die die magischen Magneten des menschlichen Fortschritts entwickelten. Einige davon pulsieren kraftvoll weiter, andere sind in Menschheitsgeschichte verwandelt, nachdem sie Spuren hinterlassen haben – Klumpen vulkanischen Magmas -, die in ihren heutigen Erscheinungen derart schimmern, dass sie die Handbewegungen des Künstlers diktieren…

Das unmittelbare Erlebnis erfährt der Künstler verwandelt durch die Dichtkunst von Kavafis, Seferis, Elytis und meißelt in Ekstase aus der Farbenpracht des poetischen Schatzes die Symbole der kretomykenischen „Linear B“ durch eine feierliche Ablehnung des „Wahrnehmbaren“ und der „Zeit“…

Wenn man sich mit den Fingern an diese „unverständlichen“ Symbole herantastet – die tanzenden Figuren ähneln – und ihre reliefartige Struktur streichelt, ist es möglich, dass man beim Betrachten

der kompletten Fläche des Bildes überrascht wird, während man metaphysische Klänge von Bezeichnungen wie „Petalides“, „Einöde“, „Logos“, Kytissos“ oder gar „Lichtblätter“ im Ohr wahrnimmt …

Eine überzeugende Kunst, welche die intensiven Emotionen verrät, die im Zusammenhang mit Farbe und Licht des Mittelmeerraums entstehen und den Bezug zur archaischen, griechischen Welt widerspiegelt, in ihrer heutigen lebendigen Schrift und Sprache…

V. K. im Mai 2003